Archäometrische Untersuchungen an Mitteralterlicher Gelber Irdenware aus Lübeck In Lübeck ist Gelbe Irdenware, eine oxidierend gebrannte Keramik mit charakteristischer heller Scherbenfarbe, ab dem dritten Viertel des 12. Jahrhunderts nachweisbar und erreichte ihre größte Verbreitung in den ersten Jahrzehnten des 13. Jahrhunderts. Bei den in der Lübecker Altstadt geborgenen Scherben, die einen Anteil von weniger als 3.5 % an den Funden ausmachen, herrschen als Funktionstypen Kannen, Krüge, Becher und Töpfe vor. Von archäologischer Seite wurde die Lübecker Gelbe Irdenware bisher generell als Import aus Südniedersachsen, dem Rheinland oder aus flämischer Produktion (Andenne). An 30 Scherben Gelber Irdenware und vier Vergleichsscherben Roter Irdenware vorgenommene dünnschliffmikroskopische Untersuchungen und geochemische Analysen zeigen, daß zur Herstellung der CaO-armen Roten Irdenware Tone, der CaO-reichen Gelben Irdenware dagegen Mergel verwendet wurden, wobei die Rohstoffe teils naturbelassen verarbeitet wurden, teils aber eine intentionelle Abmagerung stattfand. Die tonigen Rohstoffe entstammen wahrscheinlich dem im Lübecker Altstadtgebiet anstehenden Unteren Staubeckenton bzw. dem Oberen Staubeckenton, die in einem Eisstausee abgelagert wurden. Bei beiden Staubeckentonen handelt es sich um oberflächennah entkalkte Mergel mit Feinsandeinschaltungen. Somit dürften die Rohstoffe der Rote Irdenware aus den obersten entkalkten Lagen, die der Gelben Irdenware aus den tieferen unverwitterten Partien der Staubeckentone entnommenworden sein. Die geochemische Zusammensetzung schließt einen Import aus Südniedersachsen, dem Rheinland oder aus Andenne aus. | Projektleitung: Dr. Scholz, Peter; Würzburg, Dr. Volker von Seckendorff
Stichwörter: Archäometrie; Mittelalterliche Keramik; Lübeck
Beginn: 1.1.2000
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