Charakterisierung und Gradientenabhängigkeit gemischter Schuttstrom-/Flußdominierter Fächer anhand der Analyse von Fächersystemen der Skelettküste in NW-Namibia Konträre Meinungen existieren bezüglich der Klassifikation subaerischer
Fächer und ihrer Abgrenzung von Flüssen. Einerseits hat die Vorstellung
eines Spektrums von sub¬aerischen Fächern mit (A) von Trümmerströmen,
(B) von verflochtenen Flüssen und (C) von niedrigsinuosen/mäandrierenden
Flüssen dominierten Endgliedern beachtliche Akzeptanz in der
Wissenschaftsgemeinde erfahren. Andererseits wurde propagiert, daß dieses
Spektrum nicht vollständig entwickelt ist und eine deutliche natürliche Lücke
hin¬sichtlich des hydraulischen Charakters und des Ablagerungswinkels
zwischen großen Flußebenen mit niedrigem Gradienten und kleinen alluvialen
Fächern mit hohen Gradien¬ten existiert. Die letztgenannte Klassifikation
würde alluviale Fächer auf Trümmerstrom-dominierte Typen beschränken
und die von Flüssen dominierten Fächer ausschließen.
Alluviale Fächersysteme der Skelettküste in NW-Namibia, die Sout-, Salt-,
Messum- und Horingbaai-Fächer stellen potentielle Bindeglieder zwischen
den von verflochtenen Flüs¬sen und von Trümmerströmen dominierten
Fächersystemen dar. Diese Fächer sollen auf ihre Geometrie, Drainagenetze
und Kontrollen der Rinnenkanalisierung unter Integration von
Oberflächenkartierung, Laservermessung, Satelliten- und Luftbildauswertung
wie auch SRTM-Datensätzen analysiert werden, um daraus ein digitales 3D-
Modell der Fächer¬oberfläche abzuleiten. Profilaufnahmen und Datierungen
von Lithofaziesassoziationen rezenter und fossiler Fächerabfolgen,
Auswertung von Paläoströmungsindikatoren und die Analyse textureller und
kompositioneller Sedimenteigenschaften zielen darauf ab, die Typen und
Ursachen von Ablagerungsprozessen, Alter und Zeitspannen ihrer Aktivität,
gegenwärtige Prozesse und fossile Faziesabfolgen zu verstehen.
Das Projekt wird daher das verbesserte Verständnis der Kontrollmechanismen
der mit Fächersystemen assozi¬ierten Ablagerungsprozesse deutlich fördern
und zu einer integrierenden Klassifikation beitragen. Darüber hinaus sollen
die rezenten Fächer mit fossilen Äquivalenten verglichen werden, um ihre
Bedeutung in Sedimentarchiven zu bewerten. Die alternative Sichtweise
könnte auch zu einer Neubewertung der Fächerfazies in der
Kohlenwasserstoff-Explora¬tion führen, insbesondere im Hinblick auf die
Definition neuer Explorationsziele. | Projektleitung: Prof. Dr. Harald Stollhofen
Beteiligte: Stanistreet, I.G., von Hagke, Chr., Krämer, Chr.
Stichwörter: Namibia; Sedimentologie; Siliziklastika; Schutt-/Schwemmfächersysteme
Laufzeit: 1.1.2006 - 31.3.2010
Förderer: Deutsche Forschungsgemeinschaft
Mitwirkende Institutionen: University of Liverpool, Großbritannien Universität Bern, Schweiz Geological Survey of Namibia
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