UnivIS
Informationssystem der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg © Config eG 
FAU Logo
  Sammlung/Stundenplan    Modulbelegung Home  |  Rechtliches  |  Kontakt  |  Hilfe    
Suche:      Semester:   
 Lehr-
veranstaltungen
   Personen/
Einrichtungen
   Räume   Forschungs-
bericht
   Publi-
kationen
   Internat.
Kontakte
   Examens-
arbeiten
   Telefon &
E-Mail
 
 
 Darstellung
 
Druckansicht

 
 
Einrichtungen >> Technische Fakultät (TF) >> Department Informatik (INF) >> Lehrstuhl für Informatik 2 (Programmiersysteme) >>
Tapir

Tapir ist eine neue Programmiersprache zur Vereinfachung der Systemprogrammierung.
Systemprogrammierung bezeichnet unter anderem die Programmierung von Netzwerkprotokollen, Betriebssystemen, Middleware- und DSM- Systemen. Diese Komponenten stellen essentielle Teile eines Systems dar, da sie Dienste bereitstellen, auf denen andere Applikationen aufbauen. Das Betriebssystem stellt einer Anwendung z.B. eine Ausführungsumgebung bereit, die von der konkreten Hardware abstrahiert, so dass die Applikation eine robuste, Hardware-unabhängige Schnittstelle nutzen kann. Ein weiteres Beispiel für Systemprogrammierung ist ein DSM-System. Es simuliert in einem Rechnerbündel mit verteiltem Speicher einen gemeinsamen Adressraum und verbirgt die Kommunikation im Rechnerbündel vor der Anwendung.
Im Vergleich zu Anwendungssoftware stellt systemnahe Software völlig andere Anforderungen an die Programmierung. Die Leistung der einzelnen Systemkomponenten kann sich auf alle Anwendungen und somit das gesamte System auswirken. Deshalb muss der erzeugte Maschinen-Code besonders effizient ausführbar sein. Fehler auf der Systemebene beeinflussen nicht nur einzelne Anwendungen sondern können ebenfalls das gesamte System beeinträchtigen. Systemsoftware sollte aus diesem Grund möglichst (beweisbar) fehlerfrei sein. All diese Anforderungen haben direkte Auswirkungen auf die verwendbaren Programmiersprachen und den verwendeten Programmierstil:
  • Hochsprachen wie C++, C# und Java verstecken

Implementierungsdetails vor dem Programmierer. Der Programmierer benötigt z.B. kein Wissen darüber, wie ein Methodenaufruf konkret durchgeführt wird. Dieses Wissen ist jedoch bei der Entwicklung von Systemsoftware erforderlich.

  • Hochsprachen stellen Funktionen bereit, die für Systemsoftware in der

Regel nicht benötigt werden oder sogar unerwünscht sind. Beispielsweise wird innerhalb eines Betriebssystems keine automatische Speicherbereinigung oder Ausnahmebehandlung verwendet.

  • Systemprogramme erfordern kein so hohes Abstraktionsniveau, wie es

meist von Hochsprachen gefordert wird. Ebenso verzichtet man bei der Erstellung von Systemsoftware zumeist auf die Benutzung externer Bibliotheken, da viele Bibliotheken auf die Systemsoftware als Basis angewiesen sind und somit nicht zur Verfügung stehen.
Tapir ist an existierende Hochsprachen wie C++ und Java angelehnt, verzichtet aber auf Eigenschaften und Funktionen die ohne Bedeutung für eine Sprache zur Systemprogrammierung sind. Beispielsweise besitzt Tapir keine Speicherbereinigung, Ausnahmebehandlung oder Typumwandlung. Klassen und Objekte können zwar definiert werden, eine Vererbungsbeziehung zwischen Klassen ist aber nicht erlaubt. Das mit Tapir spezifizierte Systemprogramm kann mit Model Checking-Techniken bereits während der Entwicklung auf Fehler überprüft werden. Ein Übersetzerprototyp und ein Werkzeug zum Model Checking sind bereits implementiert. Tapir-Code ist leicht verifizierbar, da Programmteile als Implementierungsdetails markiert werden können, die danach bei der Verifizierung ignoriert werden. Tapir-Programme können (z.B. auf Grafikkarten) parallel ausgeführt werden, ohne dass es zu Verklemmungen oder ähnlichen Fehlern kommt, die üblicherweise bei paralleler Programmierung auftreten.
Schon während sich Tapir noch in der Entwicklung befindet, wurde es bereits verwendet, um eine Spezifikation für das DSM-Protokoll von Jackal zu erarbeiten. Zur Erweiterung des Tapir-Sprachentwurfes wurden RDMA- basierte DSM-Protokolle evaluiert. Die semantische Analyse von Tapir- Programmen ist sehr speicherintensiv, da sie auf Model Checking beruht. Um die Analyse zu beschleunigen, war es erforderlich, eine eigene, auf sehr große Objektmengen spezialisierte, Virtuelle Maschine für Java zu entwickeln. Die neu entwickelte, LVM genannte virtuelle Maschine zeigt wesentlich bessere Laufzeiteigenschaften als übliche Java Virtual Machine Implementierungen, sobald der verfügbare Hauptspeicher nicht mehr ausreicht und das Auslagern auf den Hintergrundspeicher notwendig wird.

Projektleitung:
Prof. Dr. Michael Philippsen

Beteiligte:
PD Dr. Ronald Veldema, Dr.-Ing. Michael Klemm

Laufzeit: 1.1.2006 - 31.12.2011

Kontakt:
Veldema, Ronald
E-Mail: ronald.veldema@fau.de
UnivIS ist ein Produkt der Config eG, Buckenhof