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Das Kolchoz-Archipel im Privatisierungsprozess: Wege und Umwege in die globale Marktgesellschaft

Die von Präsident Jelzin im Dezember 1991 per Dekret bis zum 1. Januar 1993 erzwungene Umwandlung der landwirtschaftlichen Kollektivbetriebe stellt in ihrer Verbindlichkeit und Fristsetzung wohl eines der größten Privatisierungsprojekte überhaupt dar: unmittelbar betroffen davon waren ca. 10 Mio. Beschäftigte sowie weitere 30 Mio. Familienangehörige, mehr als 2 Mio. qkm landwirtschaftlich genutzter Fläche sollten neue Eigentümer erhalten. Gemessen an den eigenen Zielen erwies sich dieses Projekt als Fehlschlag: Hatte man anfangs gehofft, der innovative Eigentümer-Unternehmer als tragende Säule marktwirtschaftlicher Entwicklungskonzepte würde die postsowjetische Agrarlandschaft dominieren, so sprachen Kritiker bald von einem bloßen „Etikettenwechsel“ oder gar von der Rückkehr feudaler Strukturen unter der Herrschaft von Triumviraten aus ehemaligen Kolchozvorsitzenden, Chefbuchhaltern und leitenden Agronomen. Das Spektrum der angebotenen Erklärungen für diesen Misserfolg ist breit: Die mangelnde Rentabilität ehemals hoch subventionierter Betriebe, das Fehlen eines marktwirtschaftlichen Umfeldes oder die unzureichende Garantie von Eigentumsrechten zählen ebenso dazu wie die sich rapide verschlechternden ,internen‘ terms of trade (Kosten-Erlös-Relation) oder die enge Verzahnung betrieblicher mit kommunal-staatlichen Aufgaben. Doch jenseits der Ursachensuche im sozio-politischen und ökonomischen Umfeld werfen die derzeitigen Probleme des russischen Agrarsektors auch die grundsätzlichere Frage nach den wirtschaftlichen und sozialen Wurzeln eines auf kleine Familienbetriebe fixierten Reformprogramms auf:
– Welche impliziten Vorstellungen von der ländlichen Kultur Russlands lagen dieser Privatisierungskonzeption zu Grunde und inwiefern handelt es sich dabei um das Ergebnis identitätsstiftender Ab- und Ausgrenzungsprozesse (westlich/rational/individualistisch vs. östlich/spirituell/kollektivistisch)?
– Welches Bild einer Zentralplanwirtschaft kommt darin zum Ausdruck und inwieweit repräsentiert es nur den offiziellen Teil der sowjetischen Wirtschaftskultur und -praxis? Und schließlich:
– Welche Konsequenzen ergeben sich aus einer kritischen Reflexion des Privatisierungsprogramms für eine alternative Konzeption, die den symbiotischen Charakter der persönlichen Nebenerwerbswirtschaften und der Kolchoze als Chance und Anknüpfungspunkt unter neuen Rahmenbedingungen begreift.
Projektleitung:
Dr. phil. Peter Lindner

Beginn: 1.1.2000

Publikationen
Lindner, Peter: (In russischer Sprache:) Reproduktionszirkel von Reichtum und Armut in ländlichen Gemeinden Russlands.. c, (Überarbeitet zugleich erschienen als 2002b). Aufl. Moskau : --, 2002. - 51-60 Seiten.
Lindner, Peter: Steuerungsfaktoren der agrarbetrieblichen Entwicklung in Rußland nach der Umwandlung kollektiver Betriebsformen: Die Disparitäten wachsen.. In: Höhnmann, H.-H. (Hrsg.) : Wirtschaft und Kultur im Transformationsprozess: Wirkungen, Interdependenzen, Konflikte.. Bremen : --, 2002, S. 256-276.
Lindner, Peter: Kleinbäuerliche Landwirtschaft oder Kolchos-Archipel? Der ländliche Raum in Russland 10 Jahre nach der Privatisierung der Kollektivbetriebe.. In: Geographische Rundschau 55 (2003), Nr. 12, S. 18-24
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