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  VM: Von Kopf, Bauch, Hand und Fuß des Staates -Metaphern des politischen Körpers in Literatur und Philosophie (VM C-Komp, VM C-Kult, Komp NdL VM)

Dozent/in
Dr. Sandra Fluhrer

Angaben
Hauptseminar
2 SWS
nur Fachstudium, geeignet als Schlüsselqualifikation, LAFV, Bachelor
Zeit und Ort: Do 14:00 - 16:00, B 301

Voraussetzungen / Organisatorisches
Zu Semesterende ist ein eintägiger wissenschaftlicher Workshop mit studentischen Beiträgen und Gastvorträgen zum Seminarthema geplant, der aus dem Seminarkontext heraus gemeinsam vorbereitet werden kann.

Inhalt
Als ‚großen Zeh‘ des Staates – „being one o’th’ lowest, basest, poorest“ – bezeichnet der römische Politiker Menenius Agrippa einen der rebellischen Plebejer Roms zu Beginn von Shakespeares Coriolanus (1607/8). Die Metapher entsteht im Kontext der berühmten bei Titus Livius überlieferten Fabel des Menenius Agrippa von der Auflehnung der Glieder gegen den Magen, mit der Menenius im Jahr 494 v. Chr. versucht, die Plebejer in die Schranken zu weisen. Die Erzählung von den renitenten Händen, Lippen und Zähnen, die „den Magen durch Aushungern bezwingen wollten“, in der darauffolgenden Entkräftung aber einsehen, dass „sich auch die Aufgabe des Magens durchaus nicht in faulem Nichtstun erschöpfe“, sondern dass der Magen „ebensosehr andere ernähre, wie er selbst ernährt werde“, soll die aufständischen Plebejer in das organische Gefüge der frühen Republik zurückgeführt haben (Livius, Ab urbe condita, II, 32, 9-12). Spätestens seit Menenius durchwandern Körper-Metaphern, die den menschlichen mit dem staatlichen Organismus rhetorisch verschalten, die Geschichte des politisch Imaginären und der politischen Ikonographie. Im Seminar werden wir einigen dieser Metaphern in Literatur und politischer Philosophie nachgehen. Anhand von Detailanalysen des organologischen, politischen und ästhetischen Materials der Metaphern versuchen wir, ihre Funktionsweisen zu beschreiben und insbesondere über Untersuchungen zum Verhältnis von Buchstäblichkeit, Bildlichkeit und Begrifflichkeit politische und anthropologische Tendenzen sowie mögliche kritische Stoßrichtungen in den Metaphern herauszuarbeiten. Historisch ist die politische Organologie nicht nur mit sich verändernden Staatsauffassungen, sondern auch mit sich wandelnden Körperbildern verbunden. So lässt sich etwa für die Antike eine Dominanz kosmologischer Bezüge ausmachen, während in der Frühen Neuzeit mechanistische Entwürfe und seit dem 19. Jahrhundert biologische Bezüge grundlegend für die Metaphern sind. Dem Nachvollzug dieser Konstellationen gilt genauso unser Interesse wie einem möglichen Ineinandergreifen dieser Bereiche über historische Zusammenhänge hinweg. Dabei ist auch die Frage von Belang, inwiefern und seit wann in der organologischen Metaphorik biopolitische Tendenzen aufscheinen. Stets eingeschrieben ist der Metaphorik der Vorwurf der Manipulation oder gar der Lüge, der sich seit jeher an die Rhetorik heftet und im Fall der politischen Körperbilder von besonderer Brisanz zu sein scheint. So weist etwa Ernst Bloch die Fabel des Menenius Agrippa 1936 als „Modell der sozialdemagogischen Lüge“ aus und Bertolt Brecht arbeitet sich noch in seinem Coriolan (1952/53) vehement am politischen Gehalt der Fabel ab. Auch diesem Aspekt gilt unsere Aufmerksamkeit, insbesondere mit Blick auf die Frage nach dem Verhältnis von Literatur, Philosophie und politischem Traktat.

Empfohlene Literatur
Zu den Seminarlektüren gehören Auszüge aus Texten von Platon, Aristoteles, Titus Livius, aus dem 1. Korintherbrief, von Johannes von Salisbury, William Shakespeare, Thomas Hobbes, Jean-Jacques Rousseau, Georg Büchner, Antonin Artaud, Bertolt Brecht und Heiner Müller. Nähern werden wir uns den Textauszügen über mikrologische Lektüren und vor dem Hintergrund von Ansätzen der kulturwissenschaftlichen Philologie, der philosophischen Anthropologie, der Metapherntheorie und der politischen Philosophie. Die Texte werden in einem gedruckten Reader zur Verfügung gestellt. Verpflichtende Lektüre zur Einführung und Orientierung vor Seminarbeginn (PDFs auf StudOn):
• Wolfram Groddeck: Metapher, in: Reden über Rhetorik. Zu einer Stilistik des Lesens, 2. Aufl., Frankfurt a.M./Basel 2007, S. 249-268.
• Susanne Lüdemann: Körper, Organismus, in: Wörterbuch der philosophischen Metaphern, hrsg. v. Ralf Konersmann, Darmstadt 2007, S. 168-182.
• Ethel Matala de Mazza: Body politics, in: Einführung in die Kulturwissenschaft, hrsg. v. Harun Maye und Leander Scholz, München 2011, S. 167-187.

Zusätzliche Informationen
Erwartete Teilnehmerzahl: 15, Maximale Teilnehmerzahl: 20
Für diese Lehrveranstaltung ist eine Anmeldung erforderlich.
Die Anmeldung erfolgt von Montag, 18.9.2017 bis Freitag, 27.10.2017 über: mein Campus.

Verwendung in folgenden UnivIS-Modulen
Startsemester WS 2017/2018:
Modul 8 H (M 8)

Institution: Lehrstuhl für Komparatistik
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