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  LitG AM: Oswald von Wolkenstein (LitG AM RS/Gy (Erlangen))

Dozent/in
Eva Spanier

Angaben
Seminar
2 SWS, ECTS-Studium, ECTS-Credits: 4
für Anfänger geeignet, LAFV, Magister, Bachelor, Sprache Deutsch, 73811
Zeit und Ort: Mi 16:00 - 18:00, B 301

Voraussetzungen / Organisatorisches
Das Aufbaumodul Mediävistik schließt mit einer Hausarbeit ab; Zulassungsvoraussetzung für die Hausarbeit ist die regelmäßige und aktive Teilnahme am Seminar, nähere Informationen hierzu in der ersten Seminarsitzung. Das Seminar beginnt in der ersten Woche der Vorlesungszeit.

Inhalt
Oswald von Wolkenstein, geboren um 1377, gestorben 1445, beides im heutigen Südtirol, in der Zwischenzeit aber in fast ganz Europa und dem Nahen Osten herumgekommen, ist wahrscheinlich eine der interessantesten literarischen Persönlichkeiten des ausgehenden Mittelalters und der beginnenden Neuzeit. Über sein bewegtes Leben nicht nur als Dichter, Sänger und Komponist, sondern auch als Politiker und Diplomat und nicht zuletzt als verheirateter Familienvater und – zuvor oder zugleich? – den Freuden des irdischen Lebens keineswegs abgeneigter Liebesabenteurer sind wir dabei durch seine zahlreichen autobiografischen Lieder, für deren Aufzeichnung und Überlieferung Oswald selbst noch zu seinen Lebzeiten Sorge trug, außerordentlich gut informiert, auch wenn wir vielleicht nicht immer hundertprozentig davon ausgehen sollten, dass die Dinge sich genau so zugetragen haben, wie er es uns dort berichtet. Trotz aller dichterischen Freiheiten, die sich Oswald ohne Zweifel genommen haben dürfte, zeichnen uns seine Dichtungen aber dennoch ein außergewöhnliches und vielfarbiges Panorama ihrer Entstehungszeit, einer Zeit, die wir heute im historischen Rückblick als Epochenschwelle begreifen und von deren Umbruchcharakter auch und gerade in sprachlich-literarischer Hinsicht die Lieder Oswalds von Wolkenstein Zeugnis ablegen: Seine Sprache, das Frühneuhochdeutsche, ist nicht mehr das Mittelhochdeutsch eines Walther von der Vogelweide, doch auch noch nicht das Neuhochdeutsch eines Andreas Gryphius, und auch seine Themen weisen in ihrer autobiografischen Souveränität, ihrer sprachspielerischen Virtuosität und ihrer manchmal derben, manchmal feinen, immer jedoch höchst komischen Frivolität bereits über diejenigen der klassischen Minnesänger und Sangspruchdichter hinaus, auch wenn er andererseits einigen der alten Genres gerade des Minnesangs wie etwa dem Tagelied durchaus noch die Treue hält. Selbst wenn Oswald von Wolkenstein und seine Zeit von der Forschung also insgesamt noch dem Mittelalter zugerechnet werden, erscheinen uns seine Persönlichkeit und seine Dichtungen oft bereits sehr modern, ja manchmal fast schon zeitgenössisch – was sicher nicht zuletzt auch den Erfolg der verschiedenen Oswald-Biographien der letzten Jahrzehnte wie "Ich Wolkenstein" von Dieter Kühn, der zahllosen aktuellen musikalischen Einspielungen seiner Werke oder auch der 2004 (übrigens in Nürnberg) uraufgeführten Oper "Wolkenstein" verständlich macht. Irgendwie scheint dieser Oswald von Wolkenstein schließlich einer von uns zu sein, oder etwa nicht?

In diesem Seminar werden wir uns mit der Person Oswalds von Wolkenstein, mit der Rezeption seiner Werke bis in die Gegenwart hinein und natürlich vor allem mit seinen Lieddichtungen selbst beschäftigen. Inwiefern stehen sie noch in der "klassischen" mittelhochdeutschen Literaturtradition, deren Charakteristika Sie sicher noch aus Ihren Einführungskursen in Erinnerung haben, und was ist das unerhört Neue, vielleicht sogar schon Moderne an ihnen? Was verraten uns Oswalds Dichtungen über die politischen, gesellschaftlichen und kulturellen Verhältnisse seiner Zeit, was über sein eigenes Leben und was über seine Strategien der Selbstinszenierung? Und wie können wir Zugang zu seiner auf den ersten Blick ungewohnten Sprache finden, nicht mehr Mittelhochdeutsch und noch nicht Neuhochdeutsch und voller raffinierter Sprachspielereien noch dazu? Das sind nur einige der Fragen, über die wir uns im Laufe des Seminars Gedanken machen werden. Da Oswalds frühneuhochdeutsche Sprache im Allgemeinen für Sprecher des Neuhochdeutschen sehr gut zugänglich und verständlich ist, wird die Übersetzung keinen inhaltlichen Schwerpunkt unserer Seminararbeit darstellen; um das Seminar erfolgreich abschließen zu können, sollten Sie dennoch aber natürlich einige Grundkenntnisse des Mittelhochdeutschen mitbringen.

Empfohlene Literatur
Als Textgrundlage empfehle ich die zweisprachige frühneuhochdeutsch-neuhochdeutsche Edition der Lieder Oswalds von Wolkenstein, die von Burghart Wachinger und Horst Brunner im Reclam-Verlag herausgegeben wurde (Oswald von Wolkenstein: Lieder. Frühneuhochdeutsch / Neuhochdeutsch. Stuttgart 2007, ISBN 978-3150184905). Sie können aber auch mit der einsprachigen frühneuhochdeutschen, von Karl Kurt Klein verantworteten Ausgabe in der Altdeutschen Textbibliothek arbeiten (Die Lieder Oswalds von Wolkenstein. Tübingen 1975, ISBN 978-3484201552).
Weitere Literatur wird im Laufe des Seminars bekanntgegeben und bereitgestellt.

ECTS-Informationen:
Credits: 4

Zusätzliche Informationen
Erwartete Teilnehmerzahl: 15, Maximale Teilnehmerzahl: 20
Für diese Lehrveranstaltung ist eine Anmeldung erforderlich.
Die Anmeldung erfolgt von Montag, 18.9.2017, 0.00 Uhr bis Freitag, 27.10.2017, 24.00 Uhr über: mein Campus.

Institution: Lehrstuhl für Ältere deutsche Literatur
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