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  UE: "Dracula war hier!" Auf den Spuren der (nicht nur) spätmittelalterlichen deutschsprachigen Vlad-Tepes-Rezeption in Rumänien (Exkursionsseminar)

Dozent/in
Eva Spanier, M.A.

Angaben
Übung
2 SWS, ECTS-Studium, ECTS-Credits: 3
LAFV, LAFN, Magister, Master, Bachelor, Sprache Deutsch, 73701
Zeit und Ort: Do 12:00 - 14:00, B 4A1; Einzeltermine am 14.4.2016, 28.4.2016, 12.5.2016, 9.6.2016, 23.6.2016, 14.7.2016 12:00 - 14:00, B 4A1; Bemerkung zu Zeit und Ort: Exkursion nach Rumänien von 16.09. bis 26.09.2016

Voraussetzungen / Organisatorisches
Voraussetzungen für den Erwerb eines Leistungsnachweises sind die Teilnahme an den Sitzungen während des Sommersemesters und an der Exkursion sowie die Übernahme eines Referats; Näheres wird in der ersten Seminarsitzung bekanntgegeben.

Inhalt
Namen hat er viele bekommen im Laufe seines nun schon über 500 Jahre andauernden untoten Lebens: Vlad Tepes, "der Pfähler", genannt Dracula, erst allergrößter Wüterich und Tyrann aller Zeiten, später dann Fürst der Finsternis und König der Vampire… Bram Stoker gab ihm in seinem Ende des 19. Jahrhunderts erschienenen Roman "Dracula" seine bis heute bekannteste Gestalt, und seitdem geistert er unsterblich durch Bücher, Filme, Computerspiele, Souvenirläden und natürlich durch unser aller kollektives Bewusstsein. Doch wer war der Mann, den wir heute vor allem mit langen Eckzähnen und Fledermausflügeln, lichtscheuen nächtlichen Blutsaugaktionen und einer profunden Abneigung gegen Knoblauchgerichte und spitze Gegenstände aus Holz in Verbindung bringen, eigentlich wirklich? Wie konnte er zu dem werden, als den wir ihn heute kennen oder vielleicht sogar eher verkennen? Und was hat das alles schließlich mit der deutschen Literatur des Mittelalters zu tun – wäre dieses Seminar, wenn überhaupt, dann nicht besser bei den Historikern oder Kulturwissenschaftlern aufgehoben?

Vielleicht – vielleicht aber auch nicht. Denn Vlad Tepes, geboren wahrscheinlich um 1431, gestorben Ende 1476 oder Anfang 1477 und unbestritten das wichtigste Vorbild für Bram Stokers "Dracula"-Figur, war ein walachischer Woiwode (d.h. im Süden des heutigen Rumänien regierender Fürst) in politisch unruhigen Zeiten. Im Osten vom osmanischen Sultan, im Westen vom ungarischen König in die Zange genommen, versuchte er Zeit seines Lebens, die politische Autonomie seines kleinen Fürstentums zu sichern, einerseits durch sorgfältiges außenpolitisches Taktieren und militärisches Geschick, andererseits aber auch durch die Schaffung von Ordnung und Stabilität im Innern und die Etablierung einer starken fürstlichen Zentralgewalt. Dabei soll er sich nicht zuletzt – und anscheinend auch über das damals durchaus noch als "normal" empfundene Maß hinaus – äußerst drakonischer und grausamer Strafen bedient haben, unter anderem des sogenannten "Pfählens", wovon sich auch sein späterer rumänischer Beiname Tepes, "der Pfähler", ableitet. Wie viel von seinen reichhaltig überlieferten Schandtaten jedoch historische Wahrheit ist, wie viel fantasievolle Legende und wie viel nicht zuletzt politische Propaganda der rumänischen Bojaren (Regionalfürsten) und ausländischen, vor allem siebenbürgischen Kaufleute, die sich von Vlads innenpolitischen Maßnahmen in ihren eigenen Interessen und Privilegien eingeschränkt fühlten, lässt sich heute kaum mehr mit Sicherheit sagen – fest steht jedoch, dass es ohne die "Berichte" besonders der siebenbürgischen Kaufleute Dracula in seiner heutigen Gestalt wahrscheinlich nie gegeben hätte, denn auf sie gehen wiederum die wissenschaftlichen und literarischen Quellen zurück, von denen sich Bram Stoker überhaupt erst zu seiner Romanfigur inspirieren ließ – und so schließt sich am Ende nun auch für die (Alt-)Germanisten der draculische Geschichtenkreis.

Denn genau diese Geschichten, diese Texte über Vlad Tepes, die größtenteils aus dem 15. Jahrhundert stammen und uns vor allem in Form von Flugschriften, Chroniken und Liedern in frühneuhochdeutscher Sprache überliefert sind, werden wir im Laufe des Seminars lesen, besprechen und dabei besonders auf ihre Verwurzelung und Verankerung in größeren historischen, politischen, kulturellen sowie literatur- und mentalitätsgeschichtlichen Zusammenhängen hin untersuchen, nicht zuletzt auch unter Berücksichtigung ihrer bedeutenden kulturgeschichtlichen Auswirkungen bis in unsere Gegenwart hinein. Abgerundet werden diese Textstudien immer wieder durch Exkurse zur allgemeinen rumänischen Kultur und Geschichte sowie mindestens zwei Filmsichtungen (Näheres dazu in der ersten Seminarsitzung). Wichtigster Bestandteil und zugleich krönender Abschluss des Seminars wird dann eine zehntägige Exkursion nach Rumänien im September 2016 sein, bei der wir einerseits die tatsächlichen Lebens- und Wirkungsstätten des historischen Fürsten Vlad Tepes, andererseits aber auch die Stokerschen und anderen touristisch-popkulturellen "Erinnerungs-" und Vermarktungsorte der Figur "Dracula" besuchen werden (die nicht zwangsläufig miteinander identisch sein müssen); dabei werden wir nicht nur versuchen, unsere bisherigen Lektüreerfahrungen in einem größeren interkulturellen, intertextuellen und interdisziplinären Kontext zu verorten, sondern auch, unsere eigenen Konzeptionen von Fremd- und Selbstbildern gerade am Beispiel Rumäniens, das ja im westlichen Blick als "Draculas Land" schlechthin verankert ist, noch einmal kritisch zu hinterfragen – und vielleicht am Ende sogar ein bisschen neu zu justieren. (Organisatorische Details zum Ablauf der Exkursion werden in der ersten Seminarsitzung ausführlich besprochen, Ihre Anwesenheit ist darum in dieser Sitzung besonders wichtig!)

Empfohlene Literatur
Zur allgemeinen Vorbereitung auf das Seminar sehr empfehlenswert ist der schmale Band von Heiko Haumann: "Dracula. Leben und Legende" in der Reihe C.H.Beck-Wissen (2011; ISBN 978-3406612145). Außerdem möchte ich Ihnen die Lektüre des Romans "Dracula" von Bram Stoker ans Herz legen (egal ob im englischen Original oder in deutscher Übersetzung).
Weitere Literatur wird im Laufe des Seminars bekanntgegeben und bereitgestellt.

ECTS-Informationen:
Credits: 3

Zusätzliche Informationen
Erwartete Teilnehmerzahl: 12, Maximale Teilnehmerzahl: 14
Für diese Lehrveranstaltung ist eine Anmeldung erforderlich.
Die Anmeldung erfolgt von Montag, 7.3.2016, 0.00 Uhr bis Freitag, 22.4.2016, 23:00 Uhr über: mein Campus.

Institution: Lehrstuhl für Germanische und Deutsche Philologie
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