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  Deutschland im Umbruch (1780-1840)

Dozent/in
Prof. Dr. Axel Gotthard

Angaben
Hauptseminar
2 SWS
LAFV, LAFN, Master, Bachelor
Zeit und Ort: Di 10:15 - 11:45, 01.059

Inhalt
Spätestens im Hauptstudium weiß es der Geschichtsstudent ja: Die angebliche "Beschleunigung" ist ein moderner Großstadtmythos. Man nehme sich nur jemanden vor, der um 1780 in die vornationale und vorrevolutionäre, geburtsständisch gegliederte Gesellschaft des Ancien Régime hineingeboren wird, brav sonntags für den Kaiser und das Wohlergehen seines Fürstbischofs betet. Als Jugendlicher liest er in den Gazetten über Straßenschlachten in Paris, die Hinrichtung des französischen Königs und den Genozid in der antirevolutionären Vendée. Es folgen ein Vierteljahrhundert voller blutiger Kriege, Aufstieg und Fall Napoleons; unser Zeitzeuge überlebt glücklich, anders als eine halbe Million Kameraden, die im mörderischen russischen Winter verrecken, den Russlandfeldzug. Metternichs Repressionssystem soll Deutschland nach all den aufwühlenden Umwälzungen Friedhofsruhe bescheren, aber die "forgotten revolution" von 1830 schwappt, mehr noch als die berühmte von 1789, über den Rhein; unser Zeitzeuge verweigert sich dem biedermaierlichen Rückzug ins Private, vielleicht schwenkt er in Hambach mutig eine Deutschlandfahne, ein Spitzel notiert die ruchlose Tat. Nach der Festungshaft organisiert unser imaginärer Zeitzeuge Fluchtwege für verfolgte Polen, zuvor hatte er schon Geld für unterdrückte Griechen gesammelt, aber der junge deutsche Nationalismus verliert doch 1840, über der Rheinkrise, seinen naiven Charme umfassender Völkerbeglückung, er lädt sich mit einem folgenreichen antifranzösischen Feindbild auf; vielleicht schmettert der Sechzigjährige noch inbrünstig "sie sollen ihn nicht haben, den freien deutschen Rhein!" Schon kurz davor hat er bang ein Dampfschiff und eine der ersten Eisenbahnen bestiegen: Sinnbilder eines gewaltigen Globalisierungsschubs, (wie in unserer Gegenwart) unkt man, der Raum verschwinde ("durch die Eisenbahnen wird der Raum getötet, und es bleibt uns nur noch die Zeit übrig": Heinrich Heine). Auf den Grabstein unseres imaginären Zeitzeugen könnte man mit Fug und Recht schreiben: "Er hatte ein bewegtes Leben".
Wir wollen in diese Umbruchszeit durch gemeinsame Quellenlektüre und Kurzreferate hineinfinden. Je nach Referatthema kann das Seminar für die Neuere oder für die Neueste Geschichte verbucht werden.

Empfohlene Literatur
An die deutsche Geschichte bis 1806 führt mein Studienbüchlein heran: Axel Gotthard, Das Alte Reich 1495-1806, fünfte Auflage Darmstadt 2013; über deutsche Geschichte seit 1815 informiert vergleichbar knapp Jürgen Angelow, Der Deutsche Bund, Darmstadt 2003. Wen frühere Globalisierungsschübe und vermeintliche Raumschrumpfungen interessieren (keine Pflichtlektüre!): Axel Gotthard, In der Ferne. Die Wahrnehmung des Raums in der Vormoderne, Frankfurt/New York 2007.

Zusätzliche Informationen
Maximale Teilnehmerzahl: 25
Für diese Lehrveranstaltung ist eine Anmeldung erforderlich.
Die Anmeldung erfolgt von Sonntag, 4.3.2018, 9:30 Uhr bis Dienstag, 3.4.2018, 23:59 Uhr über: StudOn.

Institution: Lehrstuhl für Geschichte der Frühen Neuzeit (Prof. Dr. N.N.)
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