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  Magie und Divination im konfessionellen Zeitalter

Dozentinnen/Dozenten
Prof. Dr. Birgit Emich, PD Dr. Ulrike Ludwig

Angaben
Hauptseminar
2 SWS, ECTS-Studium, ECTS-Credits: 6
LAFV, LAFN, Master, Bachelor
Zeit und Ort: n.V.; Bemerkung zu Zeit und Ort: Blockveranstaltung, voraussichtlich So., 24. Juli 2016 13:00 bis Do. 28. Juli 2016; Ort wird noch bekannt gegeben

Voraussetzungen / Organisatorisches
Teilnahme nur nach Voranmeldung (ulrike.ludwig@fau.de)!

Inhalt

Mit dem Thema „Magie und Divination im konfessionellen Zeitalter“ veranstaltet der Lehrstuhl für Geschichte der Frühen Neuzeit an der Universität Erlangen-Nürnberg (Prof. Dr. Birgit Emich / PD Dr. Ulrike Ludwig) in diesem Jahr bereits den sechsten Sommerkurs zur Reformationsgeschichte. Der Kurs wird vom 25. bis zum 28. Juli 2016 in Erlangen stattfinden und richtet sich an Postdocs, Promovierende und fortgeschrittene Studierende, die im Umfeld des Themas arbeiten oder einfach Interesse an der Reformations- und Konfessionsgeschichte haben. Unter der Leitung ausgewiesener Experten wird das Kursthema gemeinsam erarbeitet und diskutiert. Im späten 15. und dann vor allem im 16. Jahrhundert lässt sich in allen sozialen Gruppierungen der europäischen Gesellschaften ein bemerkenswerter Aufschwung von Formen der Hellseherei und Magie beobachten. Spätmittelalterliche Basis für diesen Prozess war ein intensivierte Rezeptions- und Transferphase, in deren Rahmen seit dem 13. Jahrhundert einschlägige Praktiken, Objekte und Texte vor allem aus dem arabischen Raum in das lateinische Europa gelangten. Neben Kontakten zu arabischen Gelehrten und Höfen leisteten hierbei gerade auch jüdische Gemeinden wichtige Vermittlungsarbeit. Auf diese Rezeptionsphase folgte seit dem späten 15. Jahrhundert eine Phase der Popularisierung. In den fürstlichen und gelehrten Sammlungen wurden immer mehr Texte – etwa Anleitungen zur Herstellung von Talismanen oder magischen Rezepten, aber auch geomantische Schriften, astrologisch unterfütterte Kalender oder Anweisungen für einfache Formen der Zahlenmagie – zusammengetragen und die darin beschriebenen Techniken ausprobiert. Zugleich fanden diese Texte immer häufiger ihren Weg in die Druckerstuben und Schreibwerkstätten. Neben lateinischen kamen nun auch volkssprachige Manuskripte und Drucke in Umlauf. Insgesamt lässt sich für das 16. und frühe 17. Jahrhundert also eine bemerkenswerte Blüte magischer und divinatorischer Praktiken im christlichen Europa ausmachen. Wallenstein, der sächsische Kurfürst August oder Philipp Melanchthon nutzen sie ebenso wie zahllose Frauen und Männer in den Städten und Dörfern Europas. Astrologen und Alchemisten zogen von Hof zu Hof, wandernde Hellseher boten ihre Dienste gegen einen geringen Obolus an, Instrumentenbauer produzierten Astrolabien für medizinische Diagnosen und auf dem Buch- bzw. Manuskriptmarkt wurden Los- und Orakelbücher, astrologische Kalender, einfache Anleitungen zur Geomantie und vieles mehr angeboten. Bemerkenswert ist, dass diese Entwicklung in eine Zeit massiver konfessioneller Umbrüche und (auch) religiös grundierter Abgrenzungen fiel. Die Reformation führte zur anhaltenden Spaltung der christlichen Kirche im lateinischen Europa. Zugleich lässt sich mit dem Ende der Rekonquista in Spanien und den militärischen Auseinandersetzungen mit dem Osmann im Südosten Europas eine zunehmend kategorische Abgrenzung gegenüber dem Islam und seinen kulturellen Errungenschaften beobachten. Die Ausgrenzung und Verfolgung von Juden blieb ebenso bedeutsam, so dass davon auszugehen ist, dass muslimische und jüdische Wissenstraditionen mehr und mehr in Misskredit gerieten. Hinzu trat eine sukzessive Ausbreitung und Intensivierung der Hexenverfolgung, mit der Magie und zum Teil auch Formen der Hellseherei unter Generalverdacht gerieten. Dieses Nebeneinander konfessioneller und religiöser Ab- und Eingrenzungen, der Verfolgung von Hexen und Zauberern und der enormen Popularisierung und Verbreitung hellseherischer bzw. magischer Praktiken in allen gesellschaftlichen Gruppen steht im Mittelpunkt des Sommerkurses. Das Anliegen ist ein Dreifaches: Ganz grundsätzlich sollen zunächst verschiedene Formen und Variationen von Magie und Hellseherei und ihre Traditionen genauer in den Blick genommen werden. Zudem ist vertiefend zu diskutieren, inwieweit sich konfessionelle Besonderheiten im Umgang mit diesen Praktiken ausmachen lassen und wie mit den häufig muslimischen und jüdischen Wurzeln der verschiedenen Techniken umgegangen wurde. Schließlich soll nach der Grenze zwischen erlaubten und strafrechtlich verfolgten bzw. kirchlich verbotenen Formen der Hellseherei und Magie gefragt werden. Die verschiedenen Themen werden jeweils unter der Leitung einschlägig forschender Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler in Vorträgen und Diskussionen gemeinsam erarbeitet. Das Programm besteht aus Fachvorträgen und gemeinsamen Arbeitseinheiten, zudem ist eine Exkursion in das Germanische Nationalmuseum geplant. Der Schwerpunkt liegt auf der gemeinsamen Diskussion, zu deren Vorbereitung ein Reader erstellt wird. Es besteht aber auch die Möglichkeit, dass Teilnehmerinnen und Teilnehmer eigene Projekte vorstellen. Dieser Wunsch sollte im Zuge der Anmeldung zum Sommerkurs mitgeteilt werden.

ECTS-Informationen:
Credits: 6

Zusätzliche Informationen
Maximale Teilnehmerzahl: 25

Institution: Lehrstuhl für Geschichte der Frühen Neuzeit (Prof. Dr. Emich)
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